Übergaben bieten Aufstiegschancen für qualifizierte Nachwuchskräfte

In einem Fünftel der Handwerksbetriebe der Region zeichnet sich eine Betriebsabgabe ab

Die Perspektiven für qualifizierte Nachwuchskräfte im Handwerk könnten kaum besser sein. Nicht nur, dass viele Unternehmen nach Fachkräften suchen. Auch für aufstiegswillige Arbeitnehmer hält das Handwerk der Region in den kommenden Jahren viele Chancen parat. Zum bevorstehenden Tag des Handwerks am 19. September verweist die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf auf die Statistik: Rund 20 Prozent aller Inhaber von Handwerksbetrieben im Kreisgebiet sind 60 Jahre alt oder älter. Sie werden in den kommenden Jahren Nachfolger für ihre Betriebe suchen. „Wer eine Betriebsabgabe plant, sollte unbedingt frühzeitig handeln“, rät Walter Liebegut, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf.   Wie lange eine Betriebsübergabe dauert, hängt vor allem von der Größe und Struktur des Unternehmens ab. „Viele Handwerksunternehmer warten zu lange“, weiß Walter Liebegut. Manch einer beschäftige sich erst mit dem Thema, wenn die Gesundheit nachlasse und die eigenen Kräfte schwinden. Wichtig sei, die Unternehmensnachfolge zu regeln, solange der Betrieb wettbewerbsfähig ist.   Wer die Unternehmensnachfolge innerhalb der Familie plane, müsse rechtzeitig dafür sorgen, seine Tochter oder Sohn ausreichend zu qualifizieren und in die Verantwortung einzubinden. Wer keinen Nachfolger in der Familie habe, könne auf Betriebsbörsen, zum Beispiel der Handwerkskammern, zurückgreifen. „Oft lohnt es sich aber, in der eigenen Mitarbeiterschaft nach einem geeigneten Nachfolger zu suchen“, sagt Walter Liebegut. Häufig gebe es dort Interessenten, die den Betrieb gut kennen und hervorragend eingearbeitet sind.   Ist ein Nachfolger gefunden, muss der Wert des Unternehmens ermittelt werden. Auch arbeitsrechtliche Fragen sowie erbschaftsrechtliche Angelegenheiten müssen geklärt werden. „Keinesfalls sollte im Erbfall eine Erbengemeinschaft das Unternehmen führen“, rät Walter Liebegut. Das Betriebsvermögen sollte allein an den Übernehmer des Betriebes übergehen, sonstige Erben anderweitig abgefunden werden. Wer einen Betrieb übernimmt, ist an bestehende Arbeitsverhältnisse und Pensionsverpflichtungen gebunden.   Wie eine Betriebsübergabe in der Praxis aussieht, weiß Bäckermeister Friedrich-Wilhelm Blömker aus eigener Erfahrung. Er hat zum 1. Juli seinen Betrieb in Lengerich an den Bäckermeister und Betriebswirt im Handwerk Pascal Klinker verkauft. Über die Betriebsbörse der Handwerkskammer Münster haben beide zueinander gefunden. „Man sollte Zeit einplanen, so ein bis zwei Jahre“, rät Friedrich-Wilhelm Blömker. Ein Schlüssel zum Verkauf war zudem die Wertermittlung des Betriebes. Dabei war ebenfalls ein Berater der Handwerkskammer behilflich. „Ich wollte spätestens mit 65 Jahren aufhören. Dann ging es aber viel schneller“, sagt der 61-Jährige. Denn zwischen dem ersten Kontakt und dem Verkauf des Betriebs lag kaum ein Jahr. Um zu prüfen, ob die Chemie zwischen Verkäufer und Käufer stimmt, hat Pascal Klinker zunächst einige Monate tatkräftig mitgearbeitet. Dazu Friedrich-Wilhelm Blömker: „Wir hatten uns ein halbes Jahr Zeit gegeben, danach war klar, dass es weiter gehen sollte.“

Info

In einem Fünftel aller Handwerksunternehmen im Kreis Steinfurt zeichnet sich in den kommenden Jahre eine Betriebsweitergabe ab. Die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf steht im Falle einer Betriebsweitergabe Abgebenden und Übernehmenden mit Rat und Tat zur Seite. Sie berät zu rechtlichen Belangen, bietet den Service einer Buch- und Steuerberatungsstelle, hält einen umfangreichen Dokumenten-Service mit vielen Informationen vor, vermittelt an Betriebsbörsen der Handwerkskammer und bietet für Innungsbetriebe Sonderkonditionen für die Zusammenarbeit mit einem Unternehmensberater. Zudem finden Innungsbetriebe in ihren jeweiligen Fachverbänden Berater mit spezifischen Kenntnissen der jeweiligen Handwerksbranche. Informationen auch unter: www.kh-st-waf.de/service

 

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Die alte Weisheit vom Handwerk und seinem goldenen Boden gilt, ist Walter Liebegut, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf, überzeugt. Wer sich weiterentwickeln möchte, für den könnte eine Betriebsübernahme das Richtige sein.