Politik muss Schubladendenken bei der Berufsausbildung aufgeben

Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck will die Anstrengungen zur Erreichung der Klimaschutzziele verdreifachen, Arbeitsminister Hubertus Heil will zur Sicherung des Fachkräftebedarfs bei der Weiterbildung Gas geben und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger von der FDP will eine „Exzellenzinitiative Berufliche Bildung“ auf den Weg bringen – so die jüngsten Meldungen aus den Berliner Ministerien.

„Schön und gut“, meint hierzu Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH), und will diese Ziele der neuen Bundesregierung auch nicht schlecht reden. Was ihn stört, ist das Schubladendenken der einzelnen Ressorts, denn „wie sollen denn die Maßnahmen zum Klimaschutz greifen, wenn es an gut ausgebildeten und qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern fehlt, die die Pläne in die Tat umzusetzen können“, fragt er sich als Vertreter des selbständigen Handwerks in den Kreisen Steinfurt und Warendorf mit rund 4.500 Auszubildenden in den verschiedensten Handwerksberufen, von denen so mancher für den Klimaschutz von Bedeutung ist. „Für die Berufsausbildung ist Herr Habeck natürlich nicht zuständig, aber er ist ja schließlich auch Wirtschaftsminister, und hier ist das Thema Berufsausbildung für die Unternehmen schon von großer Bedeutung.“

Für ihn ist es eine Tatsache, dass die Zukunftsthemen die Mitwirkung des Handwerks und der dort beschäftigten Fachkräfte benötigen, aber diese eben immer weniger werden. Die Weiterbildungsinitiative des Arbeitsministers ist für ihn ein wichtiger Beitrag. Aber in nicht so ferner Zukunft, so Tischner – auch mit Blick auf die demographische Entwicklung und dem Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt – werde es per se an qualifizierten Beschäftigten fehlen. „Wenn man nicht nur auf die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte zurückgreifen will, brauchen wir für die Ausbildung geeigneten Berufsnachwuchs und muss die Attraktivität der dualen betrieblichen Ausbildung deutlich gesteigert werden. Dazu gehören für ihn auch die Modernisierung der handwerklichen überbetrieblichen Berufsbildungsstätten, um die Jugendlichen für die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt fit zu machen. “Im Wahlprogramm der FDP werden allerdings zum Stichwort ‚Exzellenzinitiative‘ nur die berufsbildenden Schulen erwähnt, die ja eigentlich mehr in die Zuständigkeit der Länder gehören. Und auch im Koalitionsvertrag findet man kein Wort zu den 600 handwerklichen Berufsbildungszentren des Handwerks in Deutschland“, beklagt der KH-Hauptgeschäftsführer. „Bei der Ampel-Regierung muss das Thema „Duale betriebliche Ausbildung“ und deren gleichwertigen Behandlung im Vergleich zur akademischen Bildung jetzt endlich auf Grün springen“, so seine Forderung.

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Investition in die Zukunft der Handwerksausbildung – KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner vor einer der neuen Werkstätten, die für die überbetriebliche Ausbildung in Beckum und Rheine entstehen.