Licht und Schatten beim Handwerk

Licht und Schatten beim HandwerkIm Großen und Ganzen ist es den Handwerksunternehmen gelungen, die positive wirt-schaftliche Entwicklung des Vorjahres in 2013 hinüber zu retten, allerdings längst nicht mehr mit dem Schwung, den man Anfang letzten Jahres noch verspürte. Frank Tischner spricht dabei von einer „Kontinuität auf hohem Niveau“, die er jedoch angesichts der langen Winterperiode in Gefahr sieht, denn eigentlich gaben die Bauhandwerke mit dem Schwerpunkt Wohnungsbau positive Signale. Ob dies trotz anhaltender ungünstiger Witterung weiterhin gilt, bleibt abzuwarten. „Derzeit ist die Stimmung am Bau eher gedämpft“, berichtet Geschäftsführer Walter Liebegut, der bei der Kreishandwerkerschaft für die Innungen zuständig ist. Allerdings lassen steigende Energiepreise und sinkende Zinsen hoffen, dass die Verbraucher auch weiterhin in Immobilien investieren. Das Bauhandwerk in den Kreisen Steinfurt und Warendorf setzt deshalb beim Wohnungsbau insbesondere auf einen kräftigen Schub aus der Energiewende mit Zuschüssen für den Effizienzhausbau und einer höheren Förderung von Einzelmaßnahmen wie z.B. bei der Dämmung von Geschossdecken und Dachböden. Ob aber die insgesamt beruhigenden Prognosen für den Wohnungsbau auch bei dem Gewerbebau begründet sind, hängt nach Einschätzung der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf weitgehend von der allgemeinen Konjunkturentwicklung der Gesamtwirtschaft ab. Dies gilt im besonderen Maße auch für die industrienahen Gewerke, zu denen sowohl die Metallhandwerke wie auch das Kfz-Handwerk gehören. Beide Handwerksbereiche merken die Delle in der Konjunktur: Die Metallhandwerke als Zulieferer für die Industrie auch von der Exportentwicklung abhängig und das Kfz-Handwerk, das die Absatzschwäche im Pkw-Markt im Handel und in der Werkstatt bemerkt.

Nicht vergessen sollte man bei der Betrachtung der Handwerkskonjunktur, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist. In vielen Handwerksbranchen sind die erzielbaren Marktpreise gerade ausreichend oder haben sich sogar verschlechtert. Hinzu kommt eine schlechte Zahlungsmoral, die die Margen für die Handwerksunternehmen noch weiter schmälern. Die Inkassostellen der Kreishandwerkerschaft in Beckum und Rheine, die als Service das Forderungsmanagement für die Mitgliedsbetriebe der Innungen durchführen, „haben – in dem Fall leider – gut zu tun“, weiß Jurist Walter Liebegut zu berichten.

Unabhängiger von den Einflüssen der globalen Wirtschaft oder der Euro-Krise sind die Handwerksbranchen, die auf den privaten Konsum zielen, denn die gute Beschäftigungslage und gesicherte Einkommen wirken sich auf das Verbraucherverhalten nachhaltig aus.

„Es werden von den Kunden wieder Qualität, Beratung und ein gewisser Wohlfühlfaktor verlangt, und dafür sind die Verbraucher auch bereit, Geld anzulegen“, stellt Hauptgeschäftsführer Frank Tischner fest. Davon können sowohl die Ausbauhandwerke wie Tischler, Maler und Raumausstatter profitieren wie auch die Nahrungsmittelhandwerke oder die Friseure. Dafür haben gerade Bäcker, Fleischer und Friseure ganz andere Probleme, die sich auch mit einer guten Konjunktur nicht so ohne weiteres lösen lassen. „Nachwuchsmangel und ein starker Preis- und Verdrängungswettbewerb sind die Nüsse, an denen diese Handwerke besonders zu knacken haben“, weiß Walter Liebegut.

Sie sind einige der Hindernisse auf dem viel beschworenen „goldenen Boden des Hand-werks“, die dem Sonnenstrahl der Konjunktur im Wege stehen und für Schatten sorgen. Fragt man den Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf, was die Stimmung im Handwerk noch trübt, dann fällt ihm sofort das Tariftreue- und Vergabegesetz ein, das für die Handwerksunternehmen, die sich an öffentlichen Aufträgen beteiligen möchten, einen weiteren Wust an Bürokratie mit sich bringen wird. „Unternehmer-Erklärungen zum Mindestlohn, zu Kernarbeitsnormen und Frauenförderung: Noch mehr Papier und noch mehr Aufwand für den Handwerksmeister, nur damit öffentliche Auftragsvergaben für den unterliegenden Anbieter noch angreifbarer sind und das Vergabeverfahren sich noch weiter verzögert“, kritisiert Tischner das seiner Meinung nach nicht handwerksgerechte Gesetzesvorhaben der Landesregierung. Doch der Hauptgeschäftsführer weiß die dunklen Wolken mit einfachen Mitteln zu vertreiben. Seine Formel: Rund 8.000 Handwerksbetriebe mit 53.500 qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bilden 4.750 junge Menschen aus und erzielen einen Jahresumsatz von mehr 5,6 Milliarden Euro. Das Handwerk als „Wirtschaftsmacht. Von Nebenan.“ hat im Bereich der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf eine große Strahlkraft.

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