Im Handwerk findet jeder seinen Platz

Auch die Handwerkswirtschaft in den Kreisen Steinfurt und Warendorf ist durch das Krisenjahr 2022 und die anhaltenden Folgen geschwächt. Abnehmende Wirtschaftsleistung, weniger Berufsausbildungsverträge und fehlende Wertschätzung in der Gesellschaft – die Stimmung im Handwerk könnte besser sein.

Doch die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf blickt selbstbewusst und positiv ins neue Jahr.

„Im Moment kommt halt alles zusammen“, fasst Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf die aktuelle Situation der heimischen Handwerkswirtschaft zusammen. Die hohe Verbraucherpreisinflation, steigende Beschaffungskosten für Energie und noch immer angespannte Lieferketten erschweren den Handwerksbetrieben im Kreisgebiet den Geschäftsbetrieb. Teure Energie und hohe Einkaufspreise für Rohstoffe oder Vorprodukte lassen die Herstellungskosten deutlich steigen. Kundinnen und Kunden achten bei einer Inflation von acht Prozent stärker auf den Preis eines Produkts oder einer Dienstleistung, weil ihr real verfügbares Einkommen spürbar kleiner geworden ist. Diese Zurückhaltung sei auch in der Wirtschaft angekommen, meint Tischner: „Für dieses Jahr planen gerade einmal 52 Prozent unserer Mitgliedsunternehmen Investitionen“, weiß er aus einer eigenen KH-Befragung.

Hinzu kommt der allgegenwärtige – Frank Tischner will das Wort selbst nicht mehr aussprechen – Fachkräftemangel. „54 Prozent der Betriebe können ihren Bedarf an Fachkräften nicht decken. Dabei sind unsere Betriebe ausbildungsbereit. Mehr als 70 Prozent wollen in diesem Jahr ausbilden. Wir könnten adhoc rund 300 Ausbildungsplätze in den Kreisen Steinfurt und Warendorf besetzen“, betont Tischner. Mit 787 neu eingetragenen Berufsausbildungsverträgen im Kreis Steinfurt und 393 im Kreis Warendorf sind die Zahlen deutlich gesunken. Warum? Einen Grund sieht die Kreishandwerkerschaft im immer noch zu geringen Ansehen der Berufsausbildung. Für ihn ist die Ausbildung im Handwerk auf Augenhöhe mit einer akademischen Ausbildung. So sei der Bachelor auf einer Ebene mit dem Meister im Handwerk; das Gehalt im Handwerk häufig besser als bei manch akademischen Berufen. Dennoch fehle es an Wertschätzung, obwohl beide Bildungswege gleichberechtigt in unserer Gesellschaft gebraucht würden.

Das Hauptaugenmerk der Kreishandwerkerschaft soll deshalb weiter auf kreativen Ideen liegen, um mit etwas anderen Aktionen Aufmerksamkeit auf das Handwerk zu lenken. Sei es mit Handpuppe Jonas Kinderaugen fürs Handwerk leuchten zu lassen oder mit einer eigenen Praktikumsbörse auf die vielen Möglichkeiten im Handwerk hinzuweisen und junge Menschen einzuladen, sich auszuprobieren. „Eine Ausbildung im Handwerk ist eine Chance und bietet Perspektiven. Hier findet jeder seinen Platz, denn es braucht die hochspezialisierte Fachkraft ebenso wie die Arbeitskräfte, um z. B. bei der Energie- und Mobilitätswende sowie beim Klimaschutz mitzuwirken“, betont Tischner.

Platz bieten auch die moderniserten BildungsCenter an den Standorten in Beckum und Rheine, Sie sind ein klares Statement für die berufliche Ausbildung und nicht zuletzt für eine gesunde Handwerksstruktur in den Kreisen Steinfurt und Warendorf.

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In dem jährlichen Pressegespräch mit Pressevertretern im Kreis Warendorf ...
... und Kreis Steinfurt zog KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner und seine Geschäftsführerkollegen Günter Schrade und Reinhard Kipp für 2022 Bilanz und gaben einen Ausblick auf die Themen des Handwerks und der KH in 2023.
Ein Thema von besonderer Wichtigkeit für die handwerkliche Ausbildung: die Modernisierung der überbetrieblichen Berufsbildungsstätten in Beckum und Rheine.
Ein besonderer Teilnehmer war Jonas. Mit der Handpuppe fand Ende 2022 ein sehr erfolgreiches Projekt statt, um Kindergartenkinder mit dem Handwerk vertraut zu machen.
Auch die beiden Lokalradios in der Region, Radio RST und Radio WAF, und der WDR nahmen an dem Gespräch teil und berichteten.