Gelebter Gedanke von grenzüberschreitendem Miteinander

Kreishandwerkerschaft qualifiziert in einzigartigem Kooperationsprojekt Niederländer für deutschen Arbeitsmarkt

Zugegeben: Das Wort „Social Impact Bond“ – zu Deutsch „Sozialer Wirkungskredit“ – klingt abstrakt. Ganz konkret aber wird nun, was ein solcher Sozialkredit in den kommenden 30 Monaten in der hiesigen deutsch-niederländischen Grenzregion bewirken soll. Vier niederländische Kooperationspartner und die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH) setzen einen Social Impact Bond ein, um arbeitslose Niederländer aus der Region Enschede für den hiesigen Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf ist mit ihrer hundertprozentigen Tochter KH Fachkräfteservice GmbH in das Projekt eingebunden. Diese übernimmt die Personalentwicklung und Vermittlung niederländischer Fachkräfte an Arbeitgeber der hiesigen Region. Im Fokus stehen vor allem technische Berufe. Am Donnerstagnachmittag startete das Projekt offiziell im KH-BildungsCenter Rheine.  

Auf einzigartige Weise verbindet das Projekt verschiedenste Interessen auf beiden Seiten der Grenze. Während hierzulande der Fachkräftemangel vor allem in technischen Berufen und im Handwerk spürbar ist, bewegen sich die Arbeitslosenzahlen vor allem in den östlichen Grenzregionen der Niederlande auf hohem Niveau, mit weitreichenden Folgen für die kommunalen Kassen. Ziel des Projektes ist es, Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf beiden Seiten der Grenze zusammenzuführen und die jeweiligen Bedarfe abzudecken.  

Moderiert von Dr. Elisabeth Schwenzow, Geschäftsführerin des deutsch-niederländischen Kommunalverbandes Euregio, stellten Vertreter aller Kooperationspartner Ziele und Inhalte des Projektes vor. So hat die Stadt Enschede 138 arbeitslose Frauen und Männer ausgewählt, die unter Federführung des BOAS Werkt zunächst acht Wochen intensiv auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Im Ausbildungszentrum der KH in Rheine werden sie fachlich, sprachlich und auch kulturell geschult. Im Anschluss erfolgt ein vierwöchiges Praktikum mit Aussicht auf einen Jahresvertrag bei ausgewählten deutschen Arbeitgebern. Die KH Fachkräfteservice GmbH führt beide Seiten zusammen.  

Kreishandwerksmeisterin Erika Wahlbrink wertete die grenzüberschreitende Kooperation als ermutigendes Zeichen in einer Zeit, in der in Europa wieder Grenzzäune errichtet werden. Enschedes Bürgermeister Onno van Veldhuizen unterstrich die herausragende Bedeutung der deutschen Grenzregion für seine Stadt und deren Umkreis und ermunterte die Beteiligten, sich von bestehenden kulturellen Unterschieden nicht abschrecken zu lassen. Rheines Bürgermeister, Dr. Peter Lüttmann, unterstrich, dass die KH mit ihren Kontakten zu rund 2.500 Mitgliedsbetrieben ein idealer Partner auf deutscher Seite sei. In einer Podiumsrunde waren sich die Vertreter aller Kooperationspartner einig, dass das Projekt  den Euregio-Gedanken mit Leben fülle. Letztlich profitierten die Partner auf beiden Seiten der Grenze voneinander. Patrick Welman, Beigeordneter der Stadt Enschede, skizzierte, dass der Weg niederländischer Arbeitnehmer in den deutschen Arbeitsmarkt keine Einbahnstraße sei. „Wenn sich die Zeiten einmal ändern, kann dieser Weg auch für Sie eine Lösung sein“, sagte er.  

Dass das Interesse auf Seiten der hiesigen Arbeitgeber bereits enorm ist, betonte Markus Trapp, Leiter Personaldienstleistung der KH Fachkräfteservice GmbH. Insgesamt 1.500 deutsche Firmen seien von Enschede aus in einer Autostunde zu erreichen. „Die ersten Anfragen von Firmen aus unserer Region liegen bereits vor“, sagte er.

 

So funktioniert Social Impact Bond
Auch in finanzieller Hinsicht ist das Projekt etwas Besonderes: So stellen die Investoren – die niederländische Systembank ABN AMRO und die Start Foundation – 1,1 Millionen Euro bereit, das BOAS Werkt finanziert fünf Prozent der Kosten. Die Stadt Enschede wählt die Projektteilnehmer aus, Qualifizierung und Vermittlung erfolgen. Im Laufe des Projektes wird ausgewertet, inwieweit Einsparungen bei den Sozialleistungen tatsächlich erfolgen. Nur im Erfolgsfall zahlt die Stadt Enschede auf Grundlage der tatsächlichen Einsparungen den Investoren das eingesetzte Kapital zurück.

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In einer lebhaften und sympathischen Auftaktveranstaltung gaben die Vertreter aller Kooperationspartner, der Euregio und der Städte Enschede und Rheine den Startschuss für das einzigartige grenzüberschreitende Projekt.
Dr. Elisabeth Schwenzow von der EUREGIO moderierte die Veranstaltung.
Strahlende Gesichter gab es zum Start des einzigartigen deutsch-niederländischen Kooperationsprojektes bei allen Partnern: (v.l.) Patrick Welman (Stadt Enschede), Dr. Elisabeth Schwenzow (Euregio), Erika Wahlbrink (KH), Eric Buckens (Systembank ABN AMRO), Jos Verhoeven (Start Foundation), Martin Assink (BOAS Werkt), Günter Schrade (KH) und Frank Tischner (KH).
Als Bürgermeister der Stadt Rheine freute sich Dr. Peter Lüttmann über die deutsch-niederländische Kooperation und lobte die Leistungsstärke des Handwerks und der KH