Es muss nicht immer das Studium sein

Nach ersten Schritten in den Diplom-Studiengängen in Kerninformatik und Logistik an der Technischen Hochschule in Dortmund hatte er erkannt, dass ihn die Praxis mehr reizt als theoretische Vorlesungen im Hörsaal. Ein Zufall führte ihn auf einer Außenarbeitsstelle mit Burkhard Mackel zusammen, der sich 2000 mit seinem Metallbau-Betrieb im Handwerk zunächst in Sendenhorst selbständig machte, und nun in dem schmucken Neubau im Oelder Gewerbegebiet an der Autobahn unter dem Firmennamen Metall Creativ sowohl im klassischen Bereich der Schlosserarbeiten als auch als „verlängerte Werkbank“ für die Industrie und in der Sakralkunst tätig ist.

Die Ausbildung zum Metallbauer sei genau das, was er gewollt habe, erklärte Sven Liekenbrock in einem Informationsgespräch mit der CDU-Landtagsabgeordneten Astrid Birkhahn und dem Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf Frank Tischner, das in dem Ausbildungsbetrieb stattfand. Beide wollten ausloten, welche Chancen Abiturienten im Handwerk haben. „Trotz des Doppel-Abiturjahrgangs haben bislang nur wenige Abiturienten Karrierealternativen im Handwerk gesucht“, bedauert KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner den bislang ungebrochenen Drang zur Universität. Er blickt dabei aber auch auf die Statistik, nach der rund 28 % der Studenten das Studium abbrechen. Bei den Ingenieurwissenschaften, vor allem im Maschinenbau und in der Elektrotechnik, ist die Quote noch weitaus höher. Hier gibt es für das Handwerk viel Potenzial, gute Fachkräfte in einer verkürzten dualen Ausbildung zu gewinnen, denn der Studienabbruch ist in der Regel nicht durch fehlendes Leistungsvermögen verursacht, sondern liegt vielmehr in der falschen Berufswahlentscheidung begründet. Und darin sieht die Landes- und Bildungspolitikerin Astrid Birkhahn auch den Hauptkritikpunkt. „Den Abiturienten werden keine Wahlmöglichkeiten zu dem traditionellen akademischen Bildungsweg aufgezeigt“, bemängelt sie. Dem angestrebten Ziel, dass 50 % der Schulabgänger über ein Abitur verfügen, sei akzeptabel, nicht jedoch die damit verbundene Konsequenz, dass damit der Weg einer schulischen oder akademischen Ausbildung vorgezeichnet sei. Auch Sven Liekenbrock bestätigte, dass er auf dem Gymnasium nur ein kurzes Praktikum absolviert hatte, in dem die duale Berufsausbildung lediglich eine untergeordnete Rolle spielte.

Dass er den Umweg über die Uni gegangen ist, sieht der angehende Metallbauer, der im Sommer vorzeitig seine Gesellenprüfung ablegen wird, nicht per se als Nachteil, denn zum einen hat er auch dort Erfahrungen sammeln können und die Berufsausbildung geht man dann auch ernsthafter und zielgerichteter an. Zudem stehen ihm mit einer anschließenden Techniker- oder Meisterausbildung viele Chancen offen. „Die Meisterprüfung ist im Deutschen Qualifikationsrahmen ja mittlerweile dem Bachelor-Abschluss gleichgestellt worden“, gibt Frank Tischner den Hinweis.

Auch Burkhard Mackel sieht nur Vorteile in der Ausbildung des Studienabbrechers und freut sich schon auf die Unterstützung seiner baldigen Fachkraft wenn es um die EDV geht. Sich aber nur auf die Ausbildung von Abiturienten beschränken, möchte er dennoch nicht. Ihm kommt es bei der Ausbildung des Berufsnachwuchses vor allem darauf an, wie sich die jungen Leute in den Betrieb einbringen. Und so ist der Praktikant, der sich bewährt hat und im Sommer seine Ausbildung zum Metallbauer im Unternehmen Metall Creativ beginnt, ein Hauptschüler – ganz nach einem Slogan der Imagekampagne des Handwerks: Bei uns zählt nicht wo man herkommt. Sondern wo man hinwill!

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