Ein Bauwagen für ganz viel Leben

Qualifizierungsmaßnahme von Jobcenter und Kreishandwerkerschaft als Geschenk für Paul-Gerhardt-Schule

Ein schmuckes Geschenk haben die Schüler, Eltern und Lehrer der Mettinger Paul-Gerhardt-Schule seit einigen Tagen auf dem Schulhof stehen: einen nigelnagelneuen roten Bauwagen mit grauem Dach. Zu verdanken haben sie ihn einer Qualifizierungs- und Wiedereingliederungsmaßnahme für Langzeitarbeitslose im Kreis Steinfurt. Unter dem Dach der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH) haben bis zu 20 Männer und Frauen den Bauwagen von der Pike auf gefertigt. Damit hat der Wagen für sie neuen Schwung ins Leben gebracht. Für ganz viel Leben sorgt er nun auch an seinem neuen Bestimmungsort auf dem Schulhof der Mettinger Grundschule.  

Mit wie viel Leben die Kinder „ihren“ Bauwagen bereits gefüllt haben, zeigte sich bei der feierlichen Freigabe. Kein geringerer als der Ex-Fußballbundesligaprofi und heutige Stadionsprecher von Borussia Dortmund, Norbert Dickel, durchschnitt das symbolische Geschenkband. Zuvor überraschten die Mädchen und Jungen ihre Gäste mit einem selbstgedichteten Bauwagen-Lied. Weil viele Institutionen bei diesem Projekt in einem Netzwerk zusammengearbeitet hatten, war die Gästeschar zur Eröffnung groß: Vertreter des Jobcenter Kreis Steinfurt, der GAB (Gemeinsam für Beschäftigung), der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf und Bürgermeister Helmut Kellinghaus sowie zahlreiche Kinder und Eltern waren zur Feierstunde zusammengekommen. Und so lobte auch der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf, Frank Tischner, den Bauwagen als „sichtbares Zeichen für ein funktionierendes Netzwerk“ aus Jobcenter, GAB, Kommunen und Kreishandwerkerschaft.

Rückschau: Als Dienstleister hatte die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf die Qualifizierungsmaßnahme im Auftrag des Jobcenters Kreis Steinfurt ausgeführt. Die Menschen, die Hand an den Bauwagen anlegten, befinden sich in ganz unterschiedlichen Lebenslagen, erklärt Peggy Wille, die im Jobcenter solche Gruppenmaßnahmen betreut. „Viele sind Migranten, die Schwierigkeiten bei der Integration haben. Andere haben zum Teil viele Kompetenzen, aber es fehlt ihnen an dem nötigen Vertrauen in ihr Wirken.“ Um Menschen wieder Freude an der Arbeit zu schenken, seien solche Projekte besonders wertvoll, betont Peggy Wille. „Für uns ist das ein ganz wichtiges Angebot: eine Kombination aus Praxis und gleichzeitig aus Bewerbungstraining.“  

KH-Tischlermeister und Praxisanleiter Marco Richter erläutert, welche Fähigkeiten in dem sechsmonatigen Projekt gefördert wurden. „Es ging um Holzbearbeitung im weitesten Sinne: den Umgang mit Massivholz, die Verkleidung war anzubringen, wir haben die Türen und Fenster selbst gefertigt und Isolationsmaßnahmen ausgeführt“, so Richter.

Wie groß die Freude der Kinder über den Bauwagen ist, war während der Übergabe in allen Gesichtern abzulesen. „Seit März fiebern die Kinder diesem Wagen entgegen“, sagt Schulleiterin Carola Brandsmeier. Mit einem selbst gedrehten Video, bunten Collagen und eben jenem Bauwagen-Lied haben sich die Kinder um die Zusage des wertvollen Geschenks beworben. Genutzt werden soll das Vehikel mit dem besonderen Flair zum Spielen, als Rückzugsraum und für verschiedene Projekte. Damit der schmucke Bauwagen auch langfristig hübsch bleibt, hat der Förderverein der Paul-Gerhardt-Schule die Patenschaft übernommen. Am Ende der Feierstunde stürmten die Kinder förmlich ihren Bauwagen. Nur einen gab es auf dem Schulhof, der an dem Tag mindestens ebenso begehrt war: Norbert Dickel, der ganz viele Autogramme nicht nur für Borussia-Dortmund-Fans geben musste.

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Dicht umringt war der Bauwagen der Paul-Gerhardt-Schule schon zur Eröffnung durch Schulleiterin Carola Brandsmeier (hinten, v.l.), Karl-Heinz Hagedorn (GAB-Vorstand), Norbert Dickel, Bürgermeister Helmut Kellinghaus und KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner.