Bürokratieabbau im Handwerk ist das ‚Must-have‘ 2022

Frank Tischner blickt als Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH) insgesamt positiv zurück auf das sich dem Ende neigende Jahr. Auch für 2022 ist er optimistisch. „Das Handwerk in unserer Region hat sich von der Pandemie nicht in die Knie zwingen lassen“, betont Tischner und nicht nur deshalb verdiene es mehr Wertschätzung.

„Die Wirtschaft in den Kreisen Steinfurt und Warendorf hat sich insgesamt stabil und robust gezeigt“, weiß Tischner. Vor allem in der Ausbildung gibt es mit +2,8 Prozent ein sehr gutes Plus an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im gesamten Einzugsgebiet der KH zu verzeichnen. Laut Tischner stünde eine „Renaissance des Handwerks“ bevor, denn junge Menschen würden zunehmend erkennen, dass sie im Wirtschaftsbereich Handwerk hervorragende Perspektiven haben – ob als Angestellte oder selbstständige Unternehmenspersönlichkeiten. Nachhaltigkeit, Regionalität und verantwortungsvolles Handeln seien von jungen Menschen stark nachgefragt und im Handwerk gelebte Praxis. „Allerdings müssen wir es schaffen, die Jugendlichen in den Gymnasien und den Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe noch stärker abzuholen. Den dort tätigen Lehrkräften muss klargemacht werden, dass im SEK II-Bereich nicht nur für die akademische Laufbahn ausgebildet wird“, appelliert Tischner. Die Gleichwertigkeit der Ausbildungswege und die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems ist für den selbst im Handwerk ausgebildeten KH-Hauptgeschäftsführer ein leidenschaftliches und persönliches Thema. Diesem will er sich auch im neuen Jahr verstärkt widmen.
 
Sorge bereitet Tischner mit Blick auf die nächsten Monate die sehr hohe Inflationsrate, die nach 29 Jahren wieder mehr als fünf Prozent beträgt. Diese Lohn-Preis-Spirale werde viele in Schwierigkeiten bringen, ist er sich sicher. Hinzu kommen die hohen Materialpreise am Bau und die immer noch nicht wieder sichergestellte Verfügbarkeit von Rohstoffen, Materialien oder Halbfertigprodukten, die sowohl Betriebe als auch Verbraucher belasten. Als Beispiel nannte er die Halbleiter für die Steuerungselektronik, hier werden Lieferzeiten von 60 bis 360 Tagen genannt. Apropos Belastung: „Bürokratieabbau im Handwerk ist das ‚Must-have‘ 2022“, macht Tischner klar und betont: „Es kann nicht sein, dass wir uns einerseits über fehlende Arbeitskapazitäten beklagen, andererseits die Betriebe mit überflüssiger Bürokratie lahmlegen und vorhandene Ressourcen bewusst behindern.“ Vor allem bei Betriebsübergaben werde man von der Kreishandwerkerschaft die Betriebe weiter engmaschig begleiten und ihnen beratend zur Seite stehen.
 
Zur Seite stand die KH in diesem Jahr auch wieder den vielen Jugendlichen, die ihre Abschlussprüfungen im Handwerk unter herausfordernden Bedingungen absolvieren mussten. „Das war ein ‚Meisterstück‘, das wir nur mit enormem Kraftaufwand der ehrenamtlichen Prüfungsausschussmitglieder und der hauptamtlichen Mitarbeitenden geschafft haben“, bekräftigt Tischner und sieht auch für die anstehenden Winterprüfungen ähnliche Herausforderungen auf alle Beteiligten zukommen.
 
Mit Blick auf das kommende Jahr wünscht er sich für das Handwerk im Kreis Steinfurt insgesamt mehr Wertschätzung und eine positive Verantwortung aller Verbraucher. Gleichzeitig betont er, dass das Handwerk selbst dafür sorgen müsse, seine Arbeit stärker nach außen tragen. Verbrauchern, Politik und der Gesellschaft müsse klar werden, dass das Handwerk genau das bietet, was alle fordern: Nachhaltigkeit, Regionalität, Wissensweitergabe, ehrenamtliches Engagement und Familienfreundlichkeit. Und letztlich habe jeder einzelne die Macht und den Einfluss, mitzuentscheiden, was in unserem Land wie produziert wird. Für ihr öffentlichkeitswirksames Engagement wurde die Kreishandwerkerschaft in diesem Jahr mit dem Marketingpreis „Concept for Change Award 2021“ ausgezeichnet. Der Preis würdigt die Arbeit der 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre innovativen Ideen für das Handwerk.
 

„Zum Glück leben wir in einer Region voller Innovation, Dynamik und Nachhaltigkeit. Dieses vorhandene Know-how gilt es zu stärken, um nachhaltige Wertschöpfung zu betreiben. Als Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf setzen wir uns gerne für die dafür notwendigen Rahmenbedingungen ein – selbstverständlich auch im kommenden Jahr“, ist Tischner motiviert.

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Saidi Jimoh, Daniel Frank, Sarah Meier, Khaled Kemhia und Abdulbassad Kemhia freuen sich gemeinsam mit KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner über hervorragende Perspektiven im Handwerk.