Berufliche Bildung kann es mit akademischer Laufbahn aufnehmen

Kreishandwerksmeisterin spricht 347 Gesellinnen und Gesellen von den Bindungen des Lehrverhältnisses frei

Wer am 31. Januar den Blick durch die Stadthalle in Rheine schweifen ließ, konnte Freude und ein wenig Stolz in vielen jungen Gesichtern lesen. Dazu hatten die 347 Frauen und Männer, die dort mit ihren Familien, Partnern und Ausbildern zusammengekommen waren, auch allen Grund. Sie haben in diesen Tagen ihre Gesellenprüfung im Handwerk bestanden. Die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf hatte die Absolventen aus 20 Handwerksberufen zur Feierstunde anlässlich der Freisprechung vom Lehrverhältnis eingeladen. Im Kreise von zahlreichen Ehrengästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft nahmen sie ihre Gesellenbriefe in Empfang. Als prominenter Festredner bescheinigte CDU-Landespolitiker Armin Laschet den Absolventen, einen beruflichen Weg gewählt zu haben, der es mit einer akademischen Laufbahn aufnehmen kann.  

„In der Dualen Ausbildung erleben wir eine gute Verbindung von Theorie und Praxis. Damit hat die Duale Ausbildung dem Studium sogar etwas voraus“, sagte der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen den jungen Frauen und Männern. Um diese duale Form der Ausbildung werde Deutschland in aller Welt beneidet. Hierzulande sei die Schulpolitik aber gefordert, die berufliche Bildung wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.  

Mit der bestandenen Gesellenprüfung im Gepäck eröffnen sich den jungen Handwerkern vielfältige Möglichkeiten vom Meistertitel bis hin zum Studium, unterstrich Armin Laschet. Ohnehin zeichne sich das Handwerk durch einen enormen Unternehmergeist aus, in dem ein respektvoller Umgang mit den Mitarbeitern und ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen gelebt werden. „Das Handwerk ist der Pfeiler der Sozialen Marktwirtschaft“, betonte der Festredner und unterstrich die enorme Wirtschaftskraft des Handwerks in Nordrhein-Westfalen.  

Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen appellierte Armin Laschet an seine jungen Zuhörer, die Welt um sich herum wahrzunehmen und Verantwortung zu übernehmen. „Sie leben in einer Zeit, in der nichts mehr selbstverständlich ist“, mahnte der Politiker. „Den Wohlstand, den wir heute haben, dürfen wir nicht den Gegnern der Demokratie preisgeben“, sagte er und rief die jungen Menschen dringend auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und verantwortungsbewusst Wahlentscheidungen zu treffen.  

Kreishandwerksmeisterin Erika Wahlbrink führte durch die Feierstunde, die musikalisch von der Bigband des Arnold-Janssen-Gymnasiums Neuenkirchen untermalt wurde. Der Tradition des Handwerks folgend übernahm die Kreishandwerksmeisterin die offizielle Freisprechung der jungen Gesellinnen und Gesellen von den Bindungen des Lehrverhältnisses. Sie trat der Debatte um die Dominanz des „Postfaktischen“, in der Emotionen und gefühlte Wahrheiten mehr zählen als nachweisbare Tatsachen, beherzt entgegen. „Ich bin froh festzustellen, dass es im Handwerk und vor allem in den Gesellenprüfungen keinen Platz für Postfaktisches gibt“, betonte Erika Wahlbrink.

Aber auch im sogenannten postfaktischen Zeitalter verkörperten viele junge Handwerkerinnen und Handwerker Werte wie Vertrauen und Respekt mit ihrem ganz realen ehrenamtlichen Einsatz in Vereinen, Hilfsorganisationen oder in Bürgerprojekten. Die Kreishandwerksmeisterin lud sie alle ein, sich um den „Förderpreis Junges Handwerk im Kreis Steinfurt“ zu bewerben, den die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf in Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse Steinfurt aktuell wieder ausgelobt hat.  

Im Namen der Freigesprochenen bedankte sich Kevin Beermann bei Eltern, Ausbildern und Wegbegleitern, die den jungen Gesellinnen und Gesellen zur Seite gestanden haben. Er sagte, dass die Absolventen durchaus stolz auf sich und das mit der erfolgreich bestandenen Gesellenprüfung Erreichte sein könnten. „Wer jetzt aber glaubt, nicht mehr lernen und sich weiterentwickeln zu müssen, der ist einfach nur arrogant und verliert schnell die Berechtigung, auf sich und seinen Beruf stolz zu sein“, so Kevin Beermann. In die Schar der Gratulanten reihten sich auch Landrat Dr. Klaus Effing, Rheines Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann und Kreisdechant Stefan Dördelmann ein.

» <link https: www.kh-st-waf.de intern>Zur Bildergalerie

» <link https: www.youtube.com extern seite>Zum Film auf Youtube

Die Prüfungsbesten
Sechs Absolventen haben ihre Prüfung mit mindestens 87 Prozent der Höchstpunktzahl bestanden. Für diese Leistung wurden diese Gesellinnen und Gesellen ausgezeichnet: Elektroniker: Lucas Ruhwinkel (Stadtwerke Ochtrup); Feinwerkmechaniker: Patrick Püschel (MBH Maschinenbau & Blechtechnik GmbH, Ibbenbüren); Maurice Welp (B&B - MAF GmbH & Co. KG, Hopsten); Konditorinnen: Julia Friesen (Elisabeth Focks, Spelle); Jasmin Reuter (Frank Anneken, Meppen); Zimmerer: Felix Kruthaup (Zimmerei Hoffmeier GmbH, Lengerich).

zurück
Kreishandwerksmeisterin Erika Wahlbrink (l.), Festredner Armin Laschet (3.v.r.) und KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner (r.) zeichneten sechs junge Menschen für besondere Leistungen in der Gesellenprüfung aus.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende im NRW-Landtag Armin Laschet hielt den Festvortrag.