Ausbildungsabbrüche durch Praktikum vermeiden

Am 31. Oktober endete für die meisten Azubis, die ihre Ausbildung am 1. August dieses Jahres begonnen haben, die dreimonatige Probezeit. Anlass für die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf eine erste Bilanz zur Ausbildungssituation zu ziehen.

Zunächst einmal eine halbwegs zufriedenstellende Nachricht: Das Niveau der neu abgeschlossenen Berufsausbildungsverträge konnte im Vergleich zum Vorjahr in etwa gehalten werden. „Ein Minus von 4 Prozent im Kreis Steinfurt und 1,3 Prozent im Kreis Warendorf ist in Anbetracht der großen Schwierigkeiten der Handwerksbetriebe, geeigneten Berufsnachwuchs zu finden und dem allgemeinen Trend beim Berufswahlverhalten der Jugendlichen kein gutes, aber auch noch kein besorgniserregendes Ergebnis“, resümiert Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf (KH).

Doch abgerechnet wird zum Schluss bzw. in diesem Fall nach der Probezeit, und hier muss man bei der KH feststellen, dass in beiden Kreisen zusammen 66 Ausbildungsverhältnisse bereits während der Probezeit gekündigt wurden. Nachvollziehbare Gründe für das vorzeitige Ende einer Berufsausbildung, auch außerhalb der Probezeit, gibt es einige, wie gesundheitliche Gründe oder ein Umzug der Auszubildenden. Manchmal liegt es auch an der wirtschaftlichen Lage des Ausbildungsbetriebs, der womöglich Konkurs anmelden musste. Doch gibt es Gründe, die sich vermeiden lassen. Begründungen wie „andere Vorstellungen vom Arbeitsbereich gehabt“ oder „passte menschlich nicht“ müssen nicht sein, davon der KH-Hauptgeschäftsführer überzeugt.

„Wenn es um die Entscheidung für eine Berufsausbildung geht, sollten sich junge Menschen nicht nur auf Hörensagen oder Onlineplattformen verlassen. Wer ein Praktikum macht, erhält echte Einblicke in ein Unternehmen, kann sich vor Ort selbst ausprobieren und bekommt einen Eindruck vom Arbeitsklima im Betrieb. Es hilft auch weiter, wenn man weiß, wo man später auf keinen Fall arbeiten möchte“,  weiß Tischner.

Deshalb sollten Betriebe die Möglichkeit nutzen, Praktika frühzeitig zur Entscheidungsfindung anzubieten, um nicht das Nachsehen zu haben. „Es geht darum, sich gegenseitig kennenzulernen – weit vor dem Ausbildungsstart. Große Industrieunternehmen haben ihre Ausbildungsplätze bereits ein Jahr im Voraus besetzt. Auch kleinere Handwerksbetriebe haben die gleiche Chance, sich selbst frühzeitig ein Bild von potenziellen Auszubildenden zu machen und junge Menschen für sich zu gewinnen“, betont Tischner.

Auf www.ausbildung-handwerk.net bietet die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf neben freien Stellen und Informationen zur Ausbildung im Handwerk eine Praktikumsbörse. Innungsbetriebe im Bereich der Kreishandwerkerschaft können dort ihr Praktikumsplatzangebot und Ausbildungsstellen für interessierte Jugendliche eintragen.

Für die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf ist es wichtig, den Matchingprozess bei der Lehrstellenbesetzung zu optimieren. „Angesichts zurückgehender Zahlen potenzieller Auszubildenden müssen wir als Handwerk all unsere Anstrengungen darauf ausrichten, Auszubildende zu finden und auch an das Handwerk zu binden“, so Tischner.

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