Anreize besser als Pranger

Kontrollbarometer schadet kleinen Betrieben

Hygiene-Vorschriften und Kontrollen gibt es schon lange und ausreichend, da bedarf es kein gesetzlich ausgehängtes „Kontroll-Barometer“, das dem Verbraucher mehr Transparenz über den hygienischen Zustand einer Bäckerei oder Fleischerei verschaffen soll - vor allem wenn die Bewertungskriterien für den Kunden gar nicht nachvollziehbar sind. Einstimmig lehnen deshalb Bäckermeister Stefan Zimmermeier, der CDU-Landtagsabgeordnete Henning Rehbaum und der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH) Frank Tischner das von der Landesregierung geplante „Kontrollergebnis-Transparenz-Gesetz“ ab.  

In einem Informationsgespräch in dem Ahlener Familienbetrieb erklärten Katja Zimmermeier und Junior-Chef Stefan Zimmermeier wie sie für ihre Bäckerei bereits heute schon aus Eigeninteresse aufwändige Hygienemaßnahmen treffen. „Damit wir auf keinen Fall einen Termin verpassen, führen wir jährlich Hygiene-Schulungen für unsere Mitarbeiter durch, obwohl dies nur alle zwei Jahre notwendig wäre“, erklärt Katja Zimmermeier. Und Stefan Zimmermeier ergänzt: „Wir werden regelmäßig kontrolliert, stimmen uns aber auch schon oft im Vorfeld mit dem Lebensmittelüberwachungsamt ab.“ So zum Beispiel als der 40 Tonnen schwere Holzbackofen eingebaut wurde, der heute Herz und Blickfang der Bäckerei ist.  

Die Zimmermeiers haben in der Vergangenheit aber auch schon einen Kontrolleur erlebt, der es scheinbar darauf anlegte, auf jeden Fall etwas zu finden, um es zu beanstanden. Bei dem geplanten Kontrollbarometer wäre es für das Unternehmen fatal, wenn sich das immer auch subjektiv geprägte Ergebnis der Kontrolle auf die Farbe des Barometers auswirkt. „Selbst eine Bewertung im gelben Bereich ist doch letztendlich für den Kunden ein Rot“, meint Stefan Zimmermeier.  

Der CDU-Politiker Henning Rehbaum kann ihm da nur beipflichten. „Einmal schlecht bewertet, will die Regierung Kraft erst nach drei Monaten eine Nachkontrolle ermöglichen. Drei lange Monate hängt eine unfaire Bewertung an der Ladentür und nagt am Vertrauen der Kunden zu ihrem Bäcker um die Ecke. Zum Beispiel, weil die unzähligen Formulare für korrekt durchgeführten Hygienemaßnahmen nicht rechtzeitig ausgefüllt wurden. So eine zweifelhafte Bewertung der tatsächlich vorbildlichen Sauberkeit kann die Existenz der handwerklich geführten Bäckereien und Fleischereien gefährden.“ Damit ist seiner Auffassung nach das Kontrollergebnis-Transparenz-Gesetz (KTG) von Minister Johannes Remmel ein Fall für die vom NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin installierte Clearingstelle, die die präzise Betrachtung der Kostenfolgen von Gesetzen für die mittelständische Wirtschaft zum Ziel hat. Schließlich rechnen die Fachverbände der Nahrungsmittelhandwerke beim KTG mit Kosten in Höhe von 20 Millionen Euro.  

„Warum stellt man gerade die kleinen und mittleren Unternehmen in unserem Land so unter Generalverdacht, lässt aber Discounter und Tankstellen beim KTG außen vor?“, fragt sich Hauptgeschäftsführer Frank Tischner von der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf. „Statt Bäckereien, Konditoreien und Fleischereien, die für Verbrauchernähe und Regionalität stehen, durch ein nicht durchdachtes Kontrollbarometer an den Pranger zu stellen, sollten die Betriebe, die hygienisch arbeiten, positiv herausgestellt werden, zum Beispiel mit einer grünen Plakette. Dies schafft Anreize für die Unternehmen, ohne sie – über jetzt schon bestehenden Konsequenzen eines mangelhaften Kontrollergebnisses hinaus – zu bestrafen.“  

Auch Bäckermeister Stefan Zimmermeier findet diese Idee gut. Er ist sich sicher, dass die Kunden dies durch Treue honorieren werden. Für Transparenz, was in der Backstube passiert, sorgt die Bäckerei Zimmermeier indes schon selbst, indem regelmäßig zur „Nacht des Backens“ eingeladen wird.

zurück
Wenn das Kontrollbarometer in der geplanten Form eingeführt wird, wird die Zahl der handwerklich geführten Bäckereien mit ihrer Vielfalt an Backwaren weiter zurückgehen. Da stimmen Henning Rehbaum MdL, Bäckermeister Stefan Zimmermeier und KH-Hauptgeschäftsführer Frank Tischner überein.